Biodiversitätsmanagement |
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Welche Tools eignen sich für den Biodiversitäts-Check im Unternehmen?.

Verfasst von Mareike Weiner

Entdecke hilfreiche Tools für den Biodiversitäts­check.

Immer mehr Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihre Auswirkungen auf Biodiversität zu verstehen und offenzulegen, sei es durch regulatorische Anforderungen wie CSRD/ESRS E4, oder durch freiwillige Zielsetzungen wie SBTN. Dabei stellt sich schnell die Frage: Welche Tools helfen, Biodiversität systematisch zu erfassen und zu managen? Welche Tools helfen beim Biodiversitätscheck?

Es gibt eine Reihe praxisnaher Tools, die Unternehmen je nach Ausgangslage und Zielsetzung einsetzen können. Einige davon sind kostenfrei, andere kostenpflichtig. Im Folgenden finden Sie einen Überblick von mehrheitlich kostenfreien Tools, gegliedert nach Handlungs- und Themenfeldern.

[Anmerkung der Redaktion: Hier findest Du eine Übersicht von Biodiversitätsmanagement-Software]

Tools für Screening & Wissensaufbau.

Beispiel: Ein Textilunternehmen möchte sich einen ersten Eindruck über Hotspots in Bezug auf seine Auswirkungen auf die Biodiversität verschaffen und prüfen, welche Rohstoffe einen besonders hohen Einfluss auf Biodiversität haben.

High Impact Commodity List vom SBTN

Beschreibung: Excel-Liste von Rohstoffen mit potenziell hohen Umweltauswirkungen inklusive Literaturangaben.

Zielgruppe: Unternehmen mit rohstoffintensiven Lieferketten

Nutzen: Identifikation von Hotspot-Rohstoffen, Unterstützung bei der Priorisierung, jedoch keine regionale, produktionsbedingte Differenzierung

Benötigte Daten: Rohstoffe

Kosten: Kostenlos

ENCORE – Exploring Natural Capital Opportunities, Risks and Exposure

Beschreibung: Online-Tool, das Abhängigkeiten von Ökosystemdienstleistungen und potenzielle Auswirkungen auf Ökosysteme auf Sektor-Ebene sichtbar macht.

Zielgruppe: Alle Branchen

Nutzen: Erstes Screening von Abhängigkeiten und Auswirkungen (in Bezug auf Sektor, nicht auf Rohstoffe), für Materialitätsanalysen, keine Detailtiefe auf Standortebene, bildet nur direkte Auswirkungen eines Sektors ab (keine vorgelagerten Prozesse)

Benötigte Daten: Sektor und Subsektor, keine Ortseingabe nötig

Kosten: Kostenlos

Guidance on biomes von TNFD

Beschreibung: Leitfaden, der Sektoren und Geschäftstätigkeiten Ökosysteme (Biome) wie tropische Wälder, Flüsse und Bäche, Savanne zuordnet und anschauliche Beispiele für biomspezifische Abhängigkeiten, Auswirkungen, Risiken und Chancen gibt.

Zielgruppe: Alle Branchen

Nutzen: Aufbau von Verständnis für Ökosysteme, Orientierung zu Abhängigkeiten und Risiken je Ökosystem

Benötigte Daten: Sektor und Geschäftstätigkeit, geographische Region oder Standort

Kosten: Kostenlos

Tools für die Lieferketten­analyse.

Beispiel: Ein Lebensmittelkonzern möchte prüfen, ob Zulieferstandorte in der Nähe von Schutzgebieten oder kritischen Gebieten liegen und welche Risiken damit verbunden sind.

IBAT – Integrated Biodiversity Assessment Tool

Beschreibung: Online-Tool mit Zugriff auf interaktive Weltkarte mit Informationen zu gefährdeten Arten (IUCN-Red-List), Key Biodiversity Areas, Schutzgebieten und weiteren biodiversitätsrelevanten Metriken (z.B. STAR-Metrik).

Zielgruppe: Alle Branchen, Unternehmen mit globalen Standorten

Nutzen: Berichte zu eigenen Standorten, Karten und Risikobewertung, sehr detaillierte standortbezogene Informationen, keine Auskunft wie und ob die Arten von einer Tätigkeit beeinflusst werden

Benötigte Daten: Koordinaten eigener Standorte oder Standorte relevanter Betriebe in der Wertschöpfungskette

Kosten: Kostenpflichtig, abgesehen von einer kostenlosen Version mit begrenzten Funktionen

Biodiversity Risk Filter vom WWF

Beschreibung: Online-Tool zur Analyse von Biodiversitätsrisiken entlang von Standorten und Lieferketten. Informationen zu Abhängigkeiten und Auswirkungen auf Biodiversität und Ökosysteme basieren auf der Angabe von Branche, Standort und Relevanz des Standortes oder Zulieferers.

Zielgruppe: Alle Branchen

Nutzen: Priorisierung von Standorten innerhalb der Wertschöpfungskette, kompatibel mit TNFD/SBTN, globale Datenbasis, sehr allgemein gehalten und für Detailanalysen eingeschränkt

Benötigte Daten: Standort, Branche, Relevanz (optional)

Kosten: Kostenlos

Global Forest Watch vom WRI

Beschreibung: Plattform mit interaktiven Karten zu Entwaldung, Landnutzung und Schutzgebieten weltweit. Global Forest Watch deckt bisher vor allem Waldökosysteme ab; mit «Global Nature Watch» (in Vorbereitung) sollen künftig auch weitere Ökosystemtypen abgebildet werden.

Zielgruppe: Alle Branchen, insbesondere mit Rohstoffbezug zu Waldgebieten (z.B. Soja, Palmöl, Kakao, Holz)

Nutzen: Monitoring und Identifizierung von Entwaldungsrisiken, Überprüfung von Lieferantenstandorten, unterstützt Einhaltung vom Nullentwaldungsziel (z.B. für die Science Based Targets Initiative (SBTi))

Benötigte Daten: Standortdaten oder Land/Region

Kosten: Kostenlose Basisversion (Pro-Version ist teilweise kostenpflichtig)

Tools für die Standort- & Flächen­bewertung.

Beispiel: Ein Schweizer Unternehmen möchte sich Biodiversitätsziele setzen und eine erste Einordnung für den Ist-Zustand seines Standortes in Bezug auf Landnutzung erhalten.

Ecosystem Score Calculator von der Carbotech AG

Beschreibung: Online-Tool zur Bewertung der Flächennutzung von Unternehmensstandorten im Hinblick auf Biodiversität und Habitatsqualität. Die Ergebnisse werden in einem kompakten «Ecosystem Score» zusammengefasst.

Zielgruppe: Alle Branchen, Standort im DACH-Raum

Nutzen: Liefert einen kompakten Score für eine erste Einordnung des Ist-Zustandes und der Wirkung von Maßnahmen, konzipiert für die Schweiz, nicht zur Analyse der Lieferkette geeignet

Benötigte Daten: Angaben zur Flächennutzung (z. B. versiegelte Flächen, Gebäudestrukturen, Rasenfläche)

Kosten: Kostenlos

i-Tree Eco

Beschreibung: Software zur Bewertung einzelner Bäume oder ganzer Bestände in Bezug auf Struktur und Ökosystemleistungen.

Zielgruppe: Unternehmen mit Grünflächen, Kommunen

Nutzen: Quantifizierung ökologischer Leistungen von Bäumen und Wäldern

Benötigte Daten: Baumarten, Stammdurchmesser, Höhe, Standortdaten

Kosten: Kostenlos

BioValues von der SiedlungsNatur GmbH

Beschreibung: Online-Tool zur Integration von Biodiversitäts-fördermassnahmen in Bauprojekte. Basiert auf 7 Indikatoren, darunter Strukturvielfalt, Lebensraumvernetzung und invasive Arten.

Zielgruppe: Architektur, Bau, Landschaftsplanung.

Nutzen: Entscheidungshilfe für Bauprojekte, zeigt Potenziale für Biodiversitätsförderung auf

Benötigte Daten: Angaben zur Flächennutzung (z. B. Vegetationsflächen, versiegelte Flächen, Gebäudestrukturen)

Kosten: Kostenlos

Tools für die quantitative Bewertung.

Beispiel: Ein Konsumgüterhersteller möchte die Biodiversitätsauswirkungen seiner Produkte und das Potenzial von Produktanpassungen berechnen.

LCA – Life Cycle Assessment/Ökobilanz

Beschreibung: ISO-standardisierte Methode zur Quantifizierung von Umweltauswirkungen von Produkten oder Dienstleistungen entlang des gesamten Lebenszyklus. Derzeit verfügbare Methoden (u.a. PDF, MSA) bewerten folgende Triebkräfte für Verlust der Artenvielfalt: Landnutzung, Klimawandel und die Nähr- und Schadstoffbelastung von Lebensräumen.

Zielgruppe: Alle Branchen

Nutzen: Produkt- und Prozessbewertung, Hotspot-Analysen, Entscheidungsunterstützung, komplex und erfordert daher Fachwissen

Benötigte Daten: Detaillierte Daten zu Rohstoffen und Produktionsprozessen

Kosten: Kostenlose (z.B. OpenLCA) und diverse kostenpflichtige Software, Datenbanken sind häufig kostenpflichtig

Biodiversity Footprint Calculator von Plansup

Beschreibung: Online-Tool, mit dem Unternehmen den aktuellen und zukünftigen Biodiversitätsfussabdruck ihrer Produkte auf Landschaftsebene berechnen können. Grundlage ist die GLOBIO-Methode, die Ergebnisse werden in MSA (Mean Species Abundance) dargestellt.

Zielgruppe: Alle Branchen

Nutzen: Schneller, grober Überblick mit wenig Daten, erlaubt einfache Szenarienanalysen z.B. zur Wirkung von Maßnahmen

Benötigte Daten: Landtyp, Nutzungsart/-intensität, Fläche

Kosten: Kostenlos

Tools für die Landwirtschaft & Lieferketten-Monitoring.

Beispiel: Eine Molkereigenossenschaft bewertet die Biodiversitätsleistung ihrer Zulieferbetriebe.

BPT – Biodiversity Performance Tool des Food for Biodiversity e.V.

Beschreibung: Tool mit 79 Indikatoren zur Erfassung des Biodiversitätsstatus eines Landwirtschaftsbetriebs mit Ampelsystem zur Visualisierung. BPT Insects ist eine verbesserte Version mit Indikatoren die besonders für Insekten relevant sind.

Zielgruppe: Landwirtschaft & Lebensmittelunternehmen, Verbände, Politik

Nutzen: Erfassung Ist-Zustands von Landwirtschaftsbetrieben, Maßnahmenplanung, Implementierung und Monitoring vom Biodiversity Action Plan (BAP)

Benötigte Daten: Standort- und Bewirtschaftungsdaten

Kosten: Kostenlos

BMS – Biodiversity Monitoring System

  • Beschreibung: Online-Tool zum Biodiversitätsmonitoring von Landwirtschaftsbetrieben. Die 94 Fragen im Tool resultieren in 41 Biodiversitätsindikatoren, inklusive Cluster- und Benchmark-Darstellung.
  • Zielgruppe: Lebensmittelunternehmen, Auditierungsgesellschaften
  • Nutzen: Übersichtliche Auswertung über viele Betriebe hinweg, ideal für Lieferkettenmanagement
  • Benötigte Daten: Standort- und Bewirtschaftungsdaten
  • Kosten: Kostenlos

Tools für Citizen Science & Engagement von Mitarbeitenden

Beispiel: Ein Unternehmen bindet Mitarbeitende in ein Biodiversitätsprojekt ein und nutzt iNaturalist-Daten zur Ergänzung der Standortanalyse.

iNaturalist

Beschreibung: Plattform für crowd-basierte Artenbeobachtungen mit KI-gestützter Identifikation.

Zielgruppe: Unternehmen, NGOs, Forschung

Nutzen: Biodiversitätsdaten, Mitarbeitendenengagement, Bewusstseinsbildung, Kommunikation

Benötigte Daten: Beobachtungsdatum und Ort, optional Fotos/Audio

Kosten: Kostenlos

Fazit.

Zum Abschluss lässt sich sagen: Biodiversität ist kein Nebenthema mehr, sondern ein strategisches Geschäftsthema. Mit einem Portfolio aus Analyse-, Bewertungs- und Monitoring-Tools können Unternehmen Verantwortung übernehmen, sowohl bei Reportings (z.B. TNFD, SBTN oder ESRS E4) als auch im Festlegen von Biodiversitätszielen. 

Ob Sie mit einem schnellen Screening starten oder komplexe Tools nutzen: Wichtig ist, Sie beginnen. Es gibt vielfältige, kostenfreie Lösungen, die Sie je nach Bedarf kombinieren können. So lassen sich Risiken minimieren, Chancen erkennen und Strategien datenbasiert gestalten.

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